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Beim Pferd werden verschiedene genetisch bedingte Anomalien an den Kiefern und an den Zähnen beschrieben, die in den meisten Rassen aber nur selten auftreten. Größere Bedeutung kommt dem Hechtgebiss und dem Karpfengebiss zu. Bei der Beurteilung eines Pferdes sollte man daher auch diese Fehlstellungen überprüfen. So schließen viele Verbände Zuchtpferde mit den Gebissfehlern konsequent aus.



Dr.agr. Dr.agr. habil.
Ines von Butler-Wemken

ist Expertin für für den Bereich Vererbung/Genetik im wittelsbuerger.com-Expertenforum.

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Das Gebiss verändert sich im Laufe der Jahre

Normalerweise besitzt ein ausgewachsenes Pferd im Oberkiefer und im Unterkiefer jeweils sechs Schneidezähne und zwölf Backenzähne mit vollem Zahnschluss. Überprüft man das Gebiss von der Seite aus, so stehen die Zähne beim jungen Pferd fast senkrecht aufeinander, man nennt diese Stellung auch "Zangengebiss". Dies ist dann optimal zur Aufnahme von Pflanzenfutter. Ab dem Alter der Pferde von ca. 8 Jahren verändert sich die Zahnrichtung, es kommt hierbei fast regelmäßig zu einer Streckung des Schneidezahngebisses. Man spricht dann auch von dem "halben Zangengebiss". Beim dem älteren Pferd werden die Zähne des Oberkiefers und des Unterkiefers miteinander dann einen spitzen Winkel ausbilden. Ist das Pferd über 15 Jahre alt, so findet man fast regelmäßig dann das sogenannte "Winkelgebiss".

Veränderung der Zahnstellung des gesunden Pferdes

Fehlstellung Hechtgebiss und Karpfengebiss

Beim Hechtgebiss ("Bulldog Mouth") ragen die Schneidezähne des Unterkiefers schon beim Fohlen deutlich über die Zähne des Oberkiefers hinaus. Beim Karpfengebiss ("Parrot Mouth") ist die Fehlstellung genau umgekehrt. Die Schneidezähne im Oberkiefer stehen bei Pferden mit diesem Überbiss dann deutlich vor. Beide Gebissfehler beruhen ursprünglich auf einer Wachstumsstörung der Kieferknochen. Beim Karpfengebiss ist der Unterkiefer verkürzt, beim Hechtgebiss liegt dagegen eine Verkürzung des Oberkiefers vor. Das Ausmaß der beiden Gebissfehler variiert bei den Trägern sehr stark. Oft sind sie überhaupt nur wenig ausgeprägt und werden dann nur als leichte Schönheitsfehler interpretiert. "Noch nicht pathologisch", ist die Standardantwort bei Westernzüchtern sehr gern. Doch Vorsicht, auch Zuchtpferde mit geringfügigen Fehlern können diese dann erheblich stärker ausgebildet an ihre Nachkommen vererben. Die Ausprägung am Einzeltier hängt hier meist von weiteren Umweltfaktoren ab. Ältere Pferde mit einem Hechtgebiss oder mit einem Karpfengebiss haben in ihrem verkürzten Kiefer nicht selten auch deutlich verlängerte Zähne mit scharfen Kanten. Dies kann bei fehlendem Zahnschluss nicht nur erhebliche Verletzungen an der Mundhöhle hervorrufen, sondern auch die Futteraufnahme und den Kauvorgang stören. Auch die vorstehenden Schneidezähne haben oft solche scharfe Kanten, da sie über die Jahre meist ungenügend abgenutzt werden.

Gebissfehler

Hechtgebiss Bulldog Mouth

Karpfengebiss Parrot Mouth

Umwelt und Genetik

Bereits 1952 hat man mit Zuchtversuchen gezeigt, dass Gebissfehler beim Pferd durch Umweltfaktoren und auch durch Erbfaktoren ausgelöst werden können. So führt zum Beispiel extremer Vitaminmangel in der Frühträchtigkeit zu erheblichen Fehlstellungen und zu einem gestörtem Kieferwachstum beim Fohlen. Studien zur Genetik gibt es noch selten. Allgemein sind die schweren Gebissfehler in unseren Pferderassen auch wenig verbreitet. Unter natürlichen Bedingungen hätten die Träger auch deutliche Nachteile bei der Futteraufnahme. Beim Englischen Vollblutpferd sollen aber doch zwei bis zehn Prozent der Pferde heute schon solche Gebissfehler haben. Das Hechtgebiss tritt als Erbdefekt bisher nur in wenigen Ponyrassen sehr selten auf. Das Karpfengebiss findet sich in allen Rassen häufiger. Hier wurde bisher eine genetische Information mit dominanter Hauptwirkung und auch ein rezessiver Erbgang beschrieben, doch es gibt Hinweise auf weitere genetische Wege. Pferde aus extremer Linienzucht fallen zudem nicht selten mit den Gebissfehlern auf, ein weiterer Hinweis auf einen genetischen Hintergrund. Genetisch bedingt können auch verschiedene Zahnstellungsanomalien beim Pferd sein, die aber meist nur geringe Auswirkung auf die Gesundheit der Pferde haben. So gibt es zum Beispiel eine bisher sehr selten auftretende Anomalie mit rezessivem Erbgang, die bei den Trägern zu ineinandergeschobenen und verdrehten Schneidezähnen führt.

Zuchtmaßnahmen sind möglich

Die Verbreitung genetisch bedingter Zahnanomalien lässt sich durchaus mit züchterischen Maßnahmen aufhalten. Einige Verbände schließen Zuchttiere mit einem Karpfengebiss oder Hechtgebiss aus. Dies kann durchaus sinnvoll sein, falls die Anomalie eindeutig auf einem dominanten Erbgang beruht und zu erheblichen Gesundheitsstörungen führt. Bei rezessiven Erbgang wird eine züchterische Bearbeitung erheblich schwieriger. Die Anomalie wird dann ja von den gesunden Elterntieren weitergegeben. Ein Ausschluss der betroffenen Doppelgenträger reduziert die Verbreitung einer solchen Erbkrankheit in einer Rasse sehr wenig. Die Selektion müsste sich dann auch gegen die gesunden Einzelgenträger richten. Doch erst mit einer umfassenden Registrierung wird eine exakte Bestandsaufnahme und die genaue Analyse aller Erbfaktoren auch für Gebissanomalien in einer betroffenen Pferderasse möglich sein. Mit konsequenten Vorgehen gibt es dann schon eine gute Chance auch solch unerwünschte Erbanlagen aus einer Rasse zu verdrängen.


Fragen? Die 18 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Dr. Ines von Butler-Wemken für den Bereich Vererbung/Genetik.
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QuelleInes von Butler-Wemken

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