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Saisonale Weidemyopathie: Verantwortliches Gift wurde in den USA identifiziert
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Für viele Pferdebesitzer ist mit dem Herbst die Weidesaison ihrer Pferde beendet. Doch einige Pferdehalter ermöglichen ihren Tieren bis in den Winter hinein regelmäßigen Weidegang. Tierhalter sollten allerdings nicht nur den Zustand der Weiden kontrollieren, sondern auch den eventuell vorhandenen Baumbestand, vor allem auf Ahornbäume.


9. November: Rätselhaftes Pferdesterben in Soest, Paderborn und Olpe

Soest/Olpe/Paderborn. Mindestens elf Pferde sind in den vergangenen Tagen in Soest, Paderborn und Olpe unter rätselhaften Umständen gestorben. Was die Fälle verbindet: Die Pferde wurden alle im Freien gehalten. Tierärzte sind noch nicht sicher, vermuten aber eine spezielle Erkrankung, die häufiger im Herbst auftritt. Mehr dazu hier


46 Pferde verenden an Atypischer Weidemyopathie in NRW


Köln (aho) – Im belgischen Grenzraum, in Erftstadt und im Raum Hürtgenwald sind innerhalb von gut zwei Wochen 46 Pferde an einer gefährlichen Muskelkrankheit, der Atypischen Weidemyopathie, gestorben. Das berichtet der WDR. Demnach verlor allein das Gestüt Hürtgenwald an einem Tag sieben Pferde.

Symptome sind dunkelroter oder brauner Harn, verursacht durch den mit dem Urin ausgeschiedenen Muskelfarbstoff Myoglobin. Auch eine bläulich-rot verfärbte Mundschleimhaut kann in den meisten Fällen festgestellt werden. Weitere Symptome sind plötzliche Steifheit, Muskelzittern, schwankender Gang, Atembeschwerden, Schweißausbrüche sowie ein erhöhter Puls.

Die Atypische Weidemyopathie kommt ausschließlich bei Weidepferden vor, und zwar vorwiegend im Herbst und bei hoher Luftfeuchtigkeit. Man hat erst vor Kurzem herausgefunden, dass reife Ahornsamen für Pferde giftig sind, so der WDR. Wenn sie im Herbst auf den Boden fallen, dann werden sie mit dem Gras von den Pferden gefressen. Diese Theorie wird auch noch von einer anderen Beobachtung gestützt. Tierärztin Aleksandra Pahorecká, die auf dem Gestüt Hürtgenwald die Pferde behandelt, sagte dem WDR, dass vor allem gut genährte Tiere, die in der Herdenhierarchie oben stehen, betroffen sind. Das könnte ein weiteres Indiz für die Theorie mit den Ahornsamen sein.

Den größten Ausbruch in Deutschland gab es im Herbst 1995, damals starben 111 Ponys und Pferde. Die letzte größere Erkrankungswelle in NRW gab es nach Recherchen des Senders im Herbst/Winter 2009. Damals waren vor allem Soest, Paderborn und Olpe betroffen.

6. November: Bislang 82 Todesfälle durch atypische Weidemyopathie in Europa bekannt


(brf) Die Uni Lüttich schlägt Alarm: In der Provinz sind innerhalb von einer Woche 30 Pferde an der atypischen Weidemyopathie gestorben. Die Krankheit wird durch ein Gift in den Früchten des Bergahorn-Baums ausgelöst. Ein Gegengift gibt es nicht.

Die Eupener Fachtierärztin für Pferde, Dr. Antys-Becker, wurde vor zwei Wochen mit einem tödlichen Fall konfrontiert. Bis jetzt sind der Uni Lüttich und dem epidemiologischen Überwachungsnetz RESPE 82 Fälle in Europa bekannt, davon alleine 46 in Belgien und die meisten in der Provinz Lüttich.

Mehr dazu hier.


5. November 2013: Verdacht auf Weide-Myopathie bei Pferden im Bezirk Feldkirchen/ Österreich


Klagenfurt am Wörthersee (aho) – Mehrere Pferde sind im Bezirk Feldkirchen (Österreich) vermutlich an der selten auftretenden Weide-Myopathie gestorben. Daher appelliert Agrarlandesrat Wolfgang Waldner an alle Pferdehalter, die Tiere nur unter größter Vorsicht auf die Weiden zu lassen.

Ist die Weide-Myopathie bei einem Pferd einmal ausgebrochen, ist diese Krankheit für das Tier tödlich, zumal die Krankheit sehr rasch fortschreitet. „Obwohl die Untersuchungen noch laufen, müssen wir die Pferde-Besitzer warnen, da der Tod rasch eintritt, wenn die Krankheit einmal ausgebrochen ist“, betonte Waldner.

Die Ursache für die Krankheit ist noch nicht zur Gänze geklärt, die feuchte Witterung in Verbindung mit kalten Nächten und starkem Laubfall im Oktober bis Dezember könnten Auslöser sein. Insbesondere sollten Weiden, auf welchen sich Blätter von Ahornbäumen, die mit Ahorn-Runzelschorf (Rhytisma acerinum) befallen sind und auf denen sich überständiges Gras befindet, gemieden werden, da mit dem ersten Frost Toxine (Clostridium sordellii TcsL) freigesetzt werden, die zum raschen Tod der Pferde führen.

Die Krankheit selbst zeigt sich durch eine vor allem im Herbst, zum Teil auch im Frühjahr, auftretende Muskelschwäche mit Muskelzerfall bis hin zu völliger Muskeldegeneration. Es treten körperliche Symptome auf wie dunkelroter oder brauner Harn, verursacht durch den mit dem Urin ausgeschiedenen Muskelfarbstoff Myoglobin. Auch eine bläulich-rot verfärbte Mundschleimhaut kann in den meisten Fällen festgestellt werden. Weitere Symptome sind plötzliche Steifheit, Muskelzittern, schwankender Gang, Atembeschwerden, Schweißausbrüche sowie erhöhter Puls. „Leider ist es beim Feststellen der Symptome für das Pferd schon zu spät und eine Rettung kaum mehr möglich, die Sterblichkeit liegt bei über 70 Prozent“, warnt Waldner.



Hintergrundwissen


Bereits 2012 haben WissenschafterInnen der University of Minnesota in St. Paul, USA, (Stephanie Valberg, DVM, PhD, und ihre Gruppe des College of Veterinary Medicine) (http://www.cvm.umn.edu/umec/SPM/home.html), die Ursache der atypischen Myopathie (Synonym: saisonale Weidemyopathie) für Amerika festgestellt (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.2042-3306.2012.00684.x/abstract).

Eine abnormale Aminosäure namens L-a-Amino-methylenecyclopropylpropionic acid (Hypoglycin A) zerstört den Abbau der Mittel- und Langkettenfettsäuren und führt somit zur Muskelschädigung der aeroben Muskelfasern. Das Hypoglycin A wurde in den Samen des Eschen-Ahorns (Acer negundo), einem Mitglied der Sapindaceae gefunden. Zu dieser Gattung gehört auch der Ackee-Fruchtbaum (Blighia sapida). Das Konsumieren seiner unreifen Früchte verursachte in Jamaica 2000-2001 eine Reihe von Todesfällen.

Das toxische Prinzip des Hypoglycins A ist seine Metabolisierung in Methylene cyclopropyl acetic acid (MCPA). Dieses MCPA ist ein potenter Hemmer der multiplen Acyl-CoA Dehydrogenasen und behindert damit die normale Energielieferung mittels oxidativen Fettsäure-Abbaus.

Die tolerierbare Dosis für ein Pferd wird auf minimal 26 und maximal 373 mg/kg/Tag geschätzt. Dafür reicht die Aufnahme von 165 bis zu 8.000 Samen. Da ein Baum leicht 500.000 Samen trägt, ist es möglich, dass bei höherer Konzentration des Hypoglycins A die Pferde genügend Samen essen um eine Intoxikation zu bewirken.

Hypoglycin A ist bis jetzt zwar nur in den Samen des Eschen-Ahorn (Acer negundo) auf nordamerikanische Betrieben mit atypischer Myopathie nachgewiesen worden, aber nach einer schnellen Literatursuche unserseits ist es nicht auszuschließen, dass diese Substanz auch im Samen anderer Ahornspezies vorkommen kann. Der Eschen-Ahorn ist eigentlich eine nordamerikanische Spezies, wurde aber bereits 1688 in Mitteleuropa eingeführt.

Üblicher sind der Feldahorn (Acer campestre) und die in Mitteleuropa häufigste Ahornart, der Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Von Letzteren liegen Daten vor, dass in seinem Samen auch Hypoglycin A vorkommen kann. Bei Feldahorn und Spitzahorn ( Acer platanoides) ist dies unklar, aber unwahrscheinlich.
Eine hilfreiche Website für die Differenzierung von Feld-, Spitz- und Bergahorn ist: http://www.amleto.de/pflanzen/acer_cam.htm.


Mehr dazu


Die Früchte des Berg-Ahorns sind kleine Nüsschen. Sie haben einen langen Flügel, der die Fallgeschwindigkeit verringert, so dass sie beim Fallen ins Trudeln geraten (Drehschraubenflieger) und dabei vom Wind verfrachtet werden, bis zu 125 m vom Mutterbaum.

Im September sind die Früchte des Ahorns, die Flügelnüsschen, zwar reif, sie bleiben aber noch einige Wochen, manchmal bis Dezember, am Baum hängen, bis die Stürme sie herunterreißen.

Normalerweise fressen Pferde diese Samen nicht. Ist die Weide jedoch nur spärlich bewachsen und das Futterangebot gering, so sinkt die Hemmschwelle. Um das Risiko für eine Erkrankung ihrer Tiere zu minimieren, sollten Pferdebesitzer auf überweideten Wiesen Heu als zusätzliche Futterquelle ausbringen sowie regelmäßig Mineral- und eventuell Kraftfutter anbieten. Die Wissenschaftler dieser epidemiologischen Studien empfehlen weiterhin eine Begrenzung des Weidezugangs im Herbst oder in den Monaten großer Trockenheit auf sechs Stunden am Tag.

Pferdebesitzer sollten auf die typischen Kennzeichen der saisonalen Weidemyopathie achten und beim Auftreten erster Anzeichen umgehend den Veterinär kontaktieren.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien



Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Dr. Ines von Butler-Wemken für den Bereich Vererbung/Genetik.
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Quelle Ines von Butler-Wemken

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